Ärztliche Seelsorge / Viktor Frankl
In der „Ärztlichen Seelsorge“, die 1946 erstmals veröffentlicht wurde, hat Viktor Frankl seine zentralen Thesen festgehalten und engagiert zu einer Rehumanisierung der Medizin aufgerufen. Das Werk gilt als ein Brückenschlag zwischen Medizin, Psychiatrie, Philosophie und Religion. Kerngedanken dieses Werkes sind die Würdigung der geistigen Person, die Hilfe zur Sinnfindung und die Verantwortung des Menschen für die Mitgestaltung seines Lebens, auch oder gerade an den Grenzen, also in der Krise, in der Schuldhaftigkeit, in der Krankheit und im Sterben. Die Fähigkeit des Menschen zu Selbstdistanzierung und zur Selbsttranszendenz ist Frankl in diesem Zusammenhang äußerst wichtig.
Grundlegend ist für ihn, dass der homo patiens nicht nur als Psychophysikum gesehen und reduziert wird. So erinnert Frankl eindringlich an die Widmung von Joseph II.: SALUTI ET SOLATIO AEGRORUM („Gewidmet nicht nur der Heilung, sondern auch der Tröstung der Kranken.“) am Tor des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Damit kommt dem oftmals im wahrsten Sinne des Wortes „not-wendigem“ Trost für die Seele, der in der westlichen Medizin oftmals vernachlässigt wurde und wird, bei Frankl eine herausragende Rolle zu.