In dem Buch „Die Welt als unsicherer Ort“, das Prof. Dr. med. Luise Reddemann während der Covid-19-Phase verfasste, setzt sie sich mit den Herausforderungen auseinander, die die Pandemie, Kriege und Umweltängste für die Psychotherapie mit sich bringen. In dem Buch bietet sie Therapieansätze zu existenziellen Themen mit Interventionen und Beispielen aus der Praxis an.
Die Pandemie hat nicht nur physische Gesundheitsprobleme verursacht, sondern auch schwerwiegende psychologische Reaktionen bei vielen Menschen ausgelöst. Ängste, Depressionen und Einsamkeitsgefühle sind zu alltäglichen Begleitern geworden. Gleichzeitig haben der anhaltende Krieg in der Ukraine und die bedrohliche Erderwärmung das Gefühl der Unsicherheit verstärkt. Diese Unsicherheit trifft besonders Menschen mit Traumafolgeerkrankungen, die ohnehin nie vollständige Sicherheit in ihrem Leben erfahren und in Krisenzeiten den Verlust ihrer mühsam erarbeiteten Ressourcen fürchten.
Luise Reddemann, eine renommierte Nervenärztin, Psychoanalytikerin und Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin, bringt in ihrem Werk einen reichen Erfahrungsschatz von mehr als 50 Jahren im Umgang mit Traumata und Traumafolgestörungen ein. Als ehemalige Leiterin der Klinik für Psychotherapie und psychosomatische Medizin des Evangelischen Johannes-Krankenhauses in Bielefeld entwickelte sie die „Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie“ (PITT), ein wegweisendes Konzept zur Behandlung komplexer Traumafolgestörungen.
Besonders hervorzuheben ist die Verbindung der „Existenziellen Psychotherapie“ mit den bewährten Methoden und Tools der PITT, die einen ganzheitlichen Ansatz in der Psychotherapie ermöglicht. Dieser Ansatz ist besonders wichtig, um vulnerable Menschen sicher durch Krisenzeiten zu begleiten. Denn in solchen Zeiten benötigt die Psychotherapie nicht nur das herkömmliche „Handwerkszeug“, sondern auch einen erweiterten Blick auf existenzielle Fragen.
Das Buch von Luise Reddemann ist nicht nur auf den klinischen Bereich fokussiert, sondern bietet wertvolle Einsichten aus Soziologie und Geschichte. Diese Perspektiven können zum einen dabei helfen, individuelle Krisen zu bewältigen, zum anderen liefern sie Anhaltspunkte dafür, was wir als Gesellschaft aus solchen turbulenten Zeiten lernen können.